Die Pasinger Mariensäule

Wia Pasing no a Dörferl war
mit Bauern und mit Bürgersleit,
da hams vor mehr als hundert Jahr
im Dorf d’Mariensäule eingweiht.

Zur Muattagottes voller Gnad
hams bet’ und Bleame ihr verehrt,
und d’ Fuhrleit aus der Münchnerstadt
ham aa an Huat zogn, wia sie’s ghert.

Des ist net oiwei a so bliem,
da Fortschritt scheicht koa Sakrileg!
Wias neunzehnhundertacht ham gschriem,
da steht d’ Mariensäuln im Weg.

Die Trambahn aus der Müchnerstadt,
de fahrt jetz gar bis Pasing raus,
und dass gnua Platz zum Umdrahn hat,
teans d’ Schutzfrau in a Lagerhaus.

Wia dann da Weltkriag kemma is,
hat d’ Pasinger des Gwissn druckt,
da hams d’ Maria im Verlies
schö abgstaubt und ins Liacht mehr gruckt.

Da erste Weltkriag war scho z’ End
und aa de Revoluzzerei.
Da hams im Klostergarten drent
die Schutzfrau wieder aufgstellt glei.

Dort hat d’ Patronin an der Würm
für d’ Pasinger erwirkt ihrn Segn,
hat überstandn alle Stürm
nur hams halt dort viel Leut net gsehgn.

Drum hams im Jubiläumsjahr
vom Kloster zruckhoit dann den „Schatz“
und ham de Schutzfrau, dort wos war,
neu eingweiht am Marienplatz.

 

Verfasser: Oskar Weber , Schriftsteller und Journalist, 1982 Kulturpreisträger des Vereins Pasinger Mariensäule
Wir danken für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung